Individuelle Wandgestaltung ist immer gefragter. Rita Krasniqi, Inhaberin von Moodesign, erzählt wie die Idee an die Wand kommt und worauf zu achten ist.
Welche Entwicklung und Trends gibt es?
Rita Krasniqi, Interior Designerin: Das Florale ist immer noch stark präsent, in allen Variationen. Es sind nicht mehr so sehr die typischen Palmenblätter gefragt, sondern eher grosse Pflanzen, abstrakt dargestellt, mit dunklen Hintergründen. Im Allgemeinen wird die Natur sehr gerne in die Räume integriert. Ich persönlich folge nicht so sehr den Trends. Selbstverständlich kommt man an Trends nicht ganz vorbei, jedoch gehe ich bei einer Idee und einem Konzept sehr intuitiv vor. Für mich ist der Mensch, der sich im Raum aufhält, sehr wichtig. Selbstverständlich beachte ich auch die Architektur des Gebäudes und des Raumes, das Licht und vieles mehr. Oft haben auch Kunden bereits eine klare Vorstellung und da werden dann die Details erarbeitet.
Kann der Kunde rein nach dem Bauchgefühl gehen und inwieweit beraten Sie?
Rita Krasniqi: Wenn ich explizit gefragt werde, sage ich meine Ansicht, zu einem Sujet, zu einer Farbwahl oder wenn es darum geht, welche Wand bespielt werden soll. Heute werden ja nicht mehr die Räume komplett tapeziert wie früher, sondern es werden einzelne Wände gestaltet. Ich weise auf gewisse Punkte hin. Es gibt aber auch Architekten, die ihre eigene Idee vom Design haben, da stelle ich meine eigene Meinung zurück. Es ist immer ein Zusammenspiel egal, ob es schon eine fixe Idee oder Spielraum für freie Ideen hat.
Haben Sie Kunden schon abgeraten?
Rita Krasniqi: Absolut. Denn die Wandgestaltung ist eben ein sensibles Thema – gerade, wenn man beispielsweise an Patientenzimmer im Spital oder an Kinderzimmer denkt. Moodesign berät auch zum Thema «Mensch & Raum». Welche Sujets sind geeignet und welche nicht. Hier halten wir Vorträge in Spitälern oder auch in Architekturbüros. Es freut uns sehr, dass es hier eine Sensibilisierung gibt. Der Mensch sollte im Fokus sein, danach das Design.
Wie schaffen Sie es, die Gestaltung so umzusetzen, dass es dem Kunden wirklich gefällt?
Rita Krasniqi: Da ist das Erstgespräch mit dem Kunden sehr wichtig. Ich nehme den Menschen wahr und spüre heraus, was ist ihm wichtig ist, welcher Raum und um welches Wunschthema es sich handelt. Dann interessiert mich natürlich immer, welche Menschen den Raum betreten. Das sind Eindrücke, die vor Ort entstehen. Oder der Kunde sagt natürlich, was er gar nicht will. Ich habe viele Moodboards und sammle Bilder. Denn wenn jemand sagt, er möchte «etwas mit Pflanzen», dann können das Millionen Variationen sein. Durch die Moodboards habe ich einen Ansatz, wohin es gehen kann. Moodesign ist bekannt für individuelle Tapeten – wir erstellen die ganz eigenen Tapeten für Kunden. Dies können illustrierte, fotografierte Motive oder Collagen sein. Uns ist die Individualität sehr wichtig. Nicht nur das Sujet soll einmalig sein, sondern zuletzt auch der gesamte Raum.
Wie viel Vorlage ist nötig?
Rita Krasniqi: Es braucht ein hochauflösendes Bild. Ich sage aber immer: Es gibt unbegrenzte Möglichkeiten. Vielleicht nicht gerade von dem bestehenden Bild, aber man kann die Grundidee aufnehmen, ein sehr ähnliches Bild suchen, das Bild neu fotografieren oder das Bild in einer anderen Art kunstvoll umsetzen.
Wie viel Meter Tapete müssen mindestens gestaltet werden?
Rita Krasniqi: Es kann eine einzige Bahn sein. Es können tausend Bahnen sein. Das spielt für uns überhaupt keine Rolle, ob es ein Grossauftrag oder für einen Privatkunden ist. In jedem Projekt ist der Prozess immer derselbe.
Worauf muss ich ausserdem achten?
Rita Krasniqi: Nehmen wir mal das Wohnzimmer als Beispiel. Da stelle ich die Frage: «Wie laufe ich hinein?» Und dann sollte man sich die Frage stellen: Will ich dem Raum Tiefe geben oder einen Halt? Welches Gefühl möchte ich vermitteln? Im Prinzip gibt es kein richtig oder falsch. Wichtig ist das Sujet und das Gefühl, das es auslöst. Wenn man ein Pflanzenmuster hat, das aus dem Boden herauskommt, und ich stelle dort direkt das Sofa davor, wäre es sehr schade. Für mich ist die Atmosphäre des Raumes wichtig: Also Boden, Licht, Fenster. Und ich finde: Jeder Raum darf anders sein. Man kann auch die Decken applizieren, zum Beispiel im Bad mit dem Muster einer Unterwasserwelt oder einem Himmel. Wichtig ist es Zonen zu schaffen. Mit Tapeten kann man auch grosse Räume in Zonen teilen und das Wohlfühlgefühl fördern.
Moodesign Mensch & Raum
6208 Oberkirch
Interview: Hannah Franziska Krautwald
aus: Haus und Wohnen, Printausgabe 2020