Mit der Siedlungsverdichtung werden die Gärten kleiner. Gleichzeitig beanspruchen Lounge, Hochbeete oder Trampolin zusätzlichen Raum. Mit einer durchdachten Gestaltung schafft man trotzdem wertvollen Lebensraum für Mensch und Natur. Einheimische Pflanzen sollten dabei bevorzugt werden.
Die Hälfte aller natürlichen Lebensräume in der Schweiz ist bedroht. Im Hausgarten lässt sich mit einer naturnahen Gestaltung etwas Abhilfe schaffen.
Regenwasser naturnah sammeln statt ableiten
Mit einer Retentionsmulde, die im unteren Bereich mit Lehm abgedichtet ist, kann auf einfachste Art ein kleines Feuchtgebiet geschaffen werden. Wenn die Wasserstelle zwischendurch leer wird, gedeihen keine Mücken und einige Amphibien benötigen genau dies. Auch mit offenen Behältern zum Sammeln von Giesswasser schafft man Lebensräume für kleine Tiere.
Kulturbegleitpflanzen fördern
Lesesteinhaufen mit Brennnesseln, Hecken aus Beeren- und Dornensträuchern wie Schwarz-, Kreuzdorn, Heckenrosen oder Berberitzen mit entsprechendem Unterwuchs und Totholzstelen als Käferlebensraum mit einem Wildbienenhotel kombiniert sind der Platz für Grünpflanzen, Flechten und Pilze, welche in der aufgeräumten Agrarlandschaft fehlen.
Waldersatz einplanen
Jeder Hausgarten sollte mindestens einen wertvollen Baum enthalten. Birke, Eberesche, Eiche, Espe, Salweide, Schwarzpappel, Vogelkirsche oder kleinere Traubenkirschen, Erlen und Faulbaum gedeihen gut an eher feuchten Standorten. Wenn Eiben, Pfaffenhütchen oder Holunder einen Sitzplatz beschatten, ist Natur und Mensch gedient.
Vielseitiges Grünland
Mindestens einen halben Meter breite Wiesenstreifen am Rand von Grasfläche schaffen einen Ausgleich zur intensiv genutzten Spielfläche. Auch für stark besonnte Böschungen gibt es passende Wiesengesellschaften, am besten in lokaler Ausprägung. Diese sind genauso wertvoll wie feuchte Hangfluren. Auf ebenem Gelände schützt ein ungedüngter Magerrasen die Wunderwelt Boden mit ihren Milliarden von Bakterien, Milben usw.
Nur Ruderalflächen, Schutt- und Kieslandschaften und Krautsäume sind wenig bedroht und sollten nicht auf Kosten von stärker bedrohten Lebensgemeinschaften gefördert werden.
Einheimische Pflanzen fördern
Sommerflieder, Kirschlorbeer und nordamerikanische Goldrute sind bekannte Neubesiedler, welche unsere heimische Flora massiv bedrängen. Noch weniger bekannt, aber in Zuge der Klimaerwärmung ebenso auf dem Vormarsch sind Kosmen, Fetthenne, patagonisches Eisenkraut, wegerichblättriger Natterkopf, Napiergras, Wandelröschen oder immergrüne Kriechspindel, welche allesamt beliebte Gartenpflanzen sind. Wer einheimische Arten aussät oder pflanzt, gefährdet unsere Natur nicht mit invasiven Arten. Zudem ist die heimische Vielfalt weniger krankheitsanfällig als eine exotische Monokultur und der Tisch für die Insektenwelt ist reich gedeckt. Besonders zu empfehlen sind früh blühende Arten wie der Tierlibaum oder der Spätblüher Efeu, ausserdem Gehölze wie Pfaffenhütchen, Holunder, Hundsrose und Liguster, die nicht nur eine nahrhafte Blüte bieten, sondern auch hübsche Früchte und eine attraktive Herbstfärbung haben.
Gezielte Beratung
Im Internet finden sich z.B. unter www.biodivers.ch konkrete Anleitungen zur Anlage einer vielfältigen Naturhecke. Auch Tipps zur Auswahl der richtigen Wildpflanzen für jeden Standort finden sich im Internet. Aber ein Garten ist mehr als die Anordnung von naturnahen Elementen. Gerade wenn wenig Platz vorhanden ist, lohnt sich eine professionelle Beratung, um den spezifischen Ort optimal zu gestalten. Ein sonniger, heisser Terrassengarten lässt sich zum Beispiel mit Trockenmauern toll für Insekten und sonnenliebende Polsterpflanzen herrichten. Mit lebendigen Sichtschutzwänden von www.leeb-balkone.ch oder einer schattenspendenden Pergola mit trockenheitsresistenten Reben schafft man private Rückzugsorte für den Menschen. Wer einen kühlen, schattigen Garten liebt, kann das zur Verfügung stehende Gelände in mehrere Gartenräume unterteilen, sich mit vertikalen Elementen von Strassen oder Nachbarn abgrenzen und für jede Nutzung einen eigenen Bereich mit fast waldartiger Stimmung schaffen. Ein Garten mit Moos und Farnen statt Rasen und Blütenpflanzen ist zudem der pflegeleichteste, den es gibt. So schafft man mit gezielter Beratung und durchdachter Gestaltung für jeden Ort und Nutzer den passenden Hausgarten und fördert gleichzeitig die Biodiversität.
Text: Sabine Stauffer-Stiebellehner, Grünplan Landschaftsarchitektur GmbH
Das Einfamilienhaus, Heft Nr. 2/2021