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Gewächse für heisse Sommertage

Verdurstet, vertrocknet, eingegangen: So manchen heimischen Pflanzen setzt das wärmere Klima zu. Was in unseren Gärten künftig gedeihen wird – Interview mit Martin Rusterholz.

Heimische Pflanzen sind nicht geschaffen für lange Trockenperioden, wie wir sie letzten Sommer erlebten. Und Bewässerungsanlagen können in Zeiten, in denen Wasser knapp wird, auch nicht die Lösung sein. Oder doch? Was ist zu tun, damit es im Garten dennoch grünt und blüht? Wir haben einen Pflanzenprofi gefragt, der es wissen muss: Martin Rusterholz ist Herr über ein 20’000 Quadratmeter umfassendes Pflanzencenter und eine 14 Hektar grosse Baumschule in Oberrieden. Von Bäumen und Sträuchern über Garten- und Terrassenpflanzen bis hin zu Balkonbegrünungen findet sich hier alles. Er weiss, wie sich klimatische Bedingungen auf die Bepflanzung hiesiger Gärten auswirken – und welche neuen Arten mehr und mehr Einzug in unsere Breitengrade halten.

Sieht Ihre Pflanzenwelt noch genauso aus wie vor 10 Jahren?

Martin Rusterholz: «Der Sommer 2022 war ein extremes Beispiel mit langer Hitze und Trockenheit, und auch eher milde Winter sind Kennzeichen des sich verändernden Klimas. Schon über einen längeren Zeitraum stellen wir diese Einflüsse mit Blick auf unsere Pflanzenwelt fest. Seit vielen Jahren beobachten und testen wir in unserem Betrieb systematisch einzelne Gewächse hinsichtlich ihrer Klimatauglichkeit. So haben wir südliche Pflanzen ausgepflanzt und geschaut, ob und wie sie überwintern, wie sie sich im Frühjahr und Sommer entwickeln. Entsprechend passen wir unser Angebot laufend an. Es ist eindeutig, dass heute wesentlich bessere Bedingungen für mediterrane Pflanzen bei uns herrschen: Sie lassen sich problemlos ganzjährig einsetzen. Wir haben zum Beispiel mediterrane Gewächse wie Viburnum tinus, Osmanthus burkwoodii oder Abelia grandiflorum schon lange in unserem Sortiment. Viele dieser südlichen Pflanzen sind immergrün und winterhart. Das macht sie inzwischen zu Favoriten in hiesigen Gärten und auf Terrassen, was vor zehn Jahren noch undenkbar war.»

Für welche traditionellen Pflanzen/Pflanzenarten ist es besonders kritisch geworden?

Martin Rusterholz: «Am meisten leiden flachwurzelnde Gewächse unter dem wärmeren und trockeneren Klima. So zeigen Birken oder Rottannen, aber auch Blütensträucher wie Rhododendren schnell Stresszeichen bei Trockenheit. Im Garten eher als auf Terrassen, wo Bewässerungsanlagen Ausgleich schaffen könnten, wenn sie richtig eingesetzt würden.»

Was kann man bei der Bewässerung falsch machen?

Martin Rusterholz: «Wir werden oft beigezogen, wenn Bepflanzungen Schäden aufweisen. Erfahrungsgemäss liegt der Fehler dann vielfach beim Bewässerungsmanagement. Die Anlagen sind technisch perfekt installiert und eingestellt, aber nicht immer mit Blick auf die Bedürfnisse der Pflanzen: Es wird zu oft und zu viel Wasser gegeben. Jeden Tag die Bewässerungsanlage laufen zu lassen, ist im Garten kontraproduktiv. Pflanzen vertragen keine stetigen Wasserzugaben, schon gar nicht im Hitzestress. Weniger ist mehr: Ein bis zwei Mal in der Woche richtig bewässern tut dem Pflanzenwachstum gut. Übrigens auch dem Rasen. Topfpflanzen brauchen hingegen regelmässig Wasser.»

Wie wirkt sich das aus?
Martin Rusterholz: «Wird täglich Wasser gegeben, wachsen die Wurzeln der Pflanzen nur oberflächlich und lernen nicht, sich aus der Tiefe heraus mit Wasser zu versorgen. Einmal pro Woche richtig zu wässern sorgt hingegen für eine ausgeglichene Wasserversorgung. Die Wurzeln gehen in die Tiefe, und das macht die Gewächse auch besser winterhart.»

Gibt es noch weitere Faktoren, die man beachten sollte?
Martin Rusterholz: «Vorteilhaft wirkt sich auch die Wahl der Erde aus. Mineralsubstrate oder Baumgrubensubstrate mit hoher kapilarer Wirkung, also mit Hohlräumen, halten das Wasser sowie Sauerstoff länger zur Verfügung.»

Welche Bepflanzungen halten den wärmeren Bedingungen besser stand?
Martin Rusterholz: «Zum einen sind es natürlich die mediterranen Pflanzen, die sich zunehmend bei uns wohlfühlen. Immergrüne Gewächse, aber auch blühende wie Oleander werden bald winterhart sein. Sehr viel trägt aber die Planung und Gestaltung von Beeten und Pflanzgefässen bei. Die Bepflanzung sollte so gewählt und angelegt werden, dass sich ein gegenseitiger Schattenwurfergibt: Höhere Sträucher, die dem Boden als Wanderschatten dienen. Hohes, strukturgebendes Gehölz, das die blühende Unterbepflanzung vor zuviel Sonne schützt – so können neue, blühende und immergrüne Oasen entstehen, die das ganze Jahr über für gesunde Abwechslung sorgen.»

Rusterholz Pflanzencenter AG
8942 Oberrieden

Mediterrane Pflanzen halten Einzug

  • Arbutus unedo
  • Camelia
  • Choisya ternata
  • Choisya Aztec Perl
  • Eriobotya Coppertone
  • Eriobotrya japonica
  • Escallonia

  • Lagerstromia
  • Loropetalum
  • Osmanthus armatus
  • Osmanthus fragrans
  • Phillyrea angustifolia
  • Pittosporum tobira
  • Pinus pinea
  • Phormium tenax

Text: Brigitte Kesselring
aus: Trendmagazin GARTENIDEE, Ausgabe 1/2023

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